Der Sprung in die Klinikleitung

Ärzteschaft By Rolf Walser Publiziert 11/06/2025

None

Management im Wandel: Warum Führungskompetenz im Schweizer Gesundheitswesen immer wichtiger wird

Das Schweizer Gesundheitswesen gehört zu den besten weltweit – doch es steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Steigende Kosten, der demografische Wandel, Fachkräftemangel und die fortschreitende Digitalisierung stellen Spitäler und Kliniken vor komplexe Herausforderungen. Gesundheitsinstitutionen müssen heute nicht nur höchste medizinische Qualität bieten, sondern auch wirtschaftlich effizient, strategisch klug und digital fit agieren.

Für Ärztinnen, Pflegeexperten, Therapeutinnen und Verwaltungsfachleute eröffnen sich dadurch neue Karrierechancen – insbesondere in der Klinikleitung. Der Weg vom medizinischen oder pflegerischen Fachprofi zur Führungskraft führt jedoch oft über zusätzliche Qualifikationen. Zunehmend rückt dabei ein Master of Business Administration (MBA) in den Fokus. Doch wie sinnvoll ist ein MBA für Fachpersonen im Gesundheitswesen – und welches Programm passt?

Warum betriebswirtschaftliches Know-how heute unverzichtbar ist

Die Zeit, in der Spitäler allein von medizinisch versierten Leitungspersonen geführt wurden, ist vorbei. Moderne Klinikleitungen brauchen ein breit gefächertes Kompetenzprofil: Budgetverantwortung, Personalführung, Prozessoptimierung, Kommunikation, Projektmanagement und digitales Know-how sind zentrale Aufgaben. Zwar bringen Gesundheitsfachleute ein tiefes Verständnis für Abläufe und Patientenbedürfnisse mit – doch oft fehlt es an fundierter Management-Ausbildung.

MBA als Karrierebooster – Chancen und Alternativen

Ein MBA kann diese Lücke schliessen. Er vermittelt praxisnahes Wissen in Schlüsselbereichen wie Finanzen, Strategie, Marketing, HR, Operations und Leadership. Die Vorteile:

  • Ganzheitliches Verständnis für die wirtschaftliche Steuerung einer Klinik
  • Führungsfähigkeiten in Teamleitung, Kommunikation und Veränderungsmanagement
  • Strategische Perspektive, die über den klinischen Alltag hinausgeht
  • Vernetzung mit Fachleuten aus unterschiedlichen Branchen
  • Internationale Anerkennung des Abschlusses

Neben dem MBA bieten auch Programme wie der Master of Health Administration (MHA), der Master of Public Health (MPH) oder spezialisierte Weiterbildungen (CAS, DAS, MAS) in Gesundheitsmanagement gute Alternativen – oft mit stärkerem Branchenfokus. Der MBA dagegen bietet eine breitere Business-Perspektive, die vor allem für strategische Führungsrollen interessant ist.

Welches MBA-Format passt zu mir?

Die Auswahl des richtigen Programms hängt stark vom beruflichen Kontext ab:

  • Full-Time MBA (12–18 Monate): ideal für den klaren Karrierewechsel, erfordert jedoch eine berufliche Auszeit.
  • Part-Time oder Executive MBA (EMBA) (18–24+ Monate): berufsbegleitend, praxisnah und auf erfahrene Fachkräfte zugeschnitten.

Einige Programme bieten Vertiefungen in Healthcare Management, was besonders für künftige Klinikleitungen interessant ist.

Empfehlenswerte Programme in der Schweiz (Stand 2025)

Die Schweiz bietet eine breite Auswahl an MBA-Programmen mit hoher Qualität:

  • IMD Lausanne: international anerkannt, starker Leadership-Fokus, gelegentlich Projekte mit Gesundheitsbezug.
  • Universität St. Gallen (HSG): bietet verschiedene MBA-/EMBA-Formate, ergänzt durch gesundheitsnahe Weiterbildungen.
  • Universität Zürich (UZH): Executive MBA mit Zugang zu medizinischen Netzwerken durch die Nähe zum Universitätsspital.
  • Universität Bern: Programme im Bereich Medical Management, praxisnah und gezielt auf Ärzte ausgerichtet.
  • Fachhochschulen (ZHAW, FHNW, HSLU etc.): starke Praxisorientierung, spezialisierte MAS/EMBA im Gesundheitsmanagement.
  • HEC Lausanne: internationale Ausrichtung, MBA mit Business-Fokus.

Die Programmwahl sollte sich an Akkreditierungen (z. B. AACSB, EQUIS), Inhalten, Flexibilität, Netzwerk und Kosten orientieren.

Nach dem MBA: Erfolgreich in die Klinikleitung

Ein MBA ist kein Selbstläufer – aber ein starkes Sprungbrett. Wer das Gelernte aktiv in den Berufsalltag integriert, Netzwerke pflegt und gezielt Führungserfahrung sammelt, positioniert sich langfristig erfolgreich für Leitungsfunktionen. Projektarbeiten mit Spitalbezug, Mentoring und gezielte Bewerbungen auf strategische Rollen unterstützen diesen Weg.

Fazit: Investition in die Zukunft

Die Führung im Gesundheitswesen verlangt heute neben fachlicher Exzellenz auch betriebswirtschaftliches und strategisches Denken. Ein MBA kann dabei weit mehr sein als ein Titel – er ist ein Werkzeug, ein Netzwerk und ein Signal für Führungskompetenz. Für ambitionierte Fachpersonen im Schweizer Gesundheitswesen ist er ein lohnender Schritt in Richtung Klinikleitung und Managementverantwortung.